Die Gründung der St. Hubertus Schützengilde 1921 und ihre Vorgeschichte
Der aufmerksame Beobachter wird gesehen haben, daß auf unseren Fahnen das
Jahr 1921 als Gründungsjahr steht. Dennoch reicht die Geschichte der Schützentradition
in Altenburg bis ins tiefe Mittelalter zurück. Untrennbar verbunden mit uns ist
dabei die St. Katharina Schützenbruderschaft Selgersdorf, denn vor 1921
vereinigten sich alle aktiven Schützen aus Altenburg, Daubenrath, Krauthausen
und Selgersdorf in dieser Gesellschaft, um ihre Ideale und Traditionen
hochzuhalten.
Die älteste Eintragung dieser Bruderschaft findet sich vom 25. November 1433,
in der vermerkt wird, daß die St. Katharina Bruderschaft, wie die
gesamte
Christenheit, das Fest der zweithöchsten Heiligen, der St. Katharina beging.
Offen bleibt jedoch die Frage, ob sie dieses in der Kirche zu Selgersdorf tat,
welche zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit schon existierte, oder ob sie dafür
nach Altenburg kam, wo die Katharinen-Kapelle im Nordosten des Sommersitzes der
Jülicher Grafen stand, deren runde Grundmauern auch heute noch sichtbar sind.
Doch gibt es in Bezug auf die Katharinen-Kapelle zu Altenburg noch viele
Unklarheiten und Dunkelstellen, genau wie bei der Burg selber. Im Jahre 1652
wird festgehalten, daß sämtliche Einkünfte der grundbesitzreichen Kapelle an
den Jesuitenorden gehen sollen, jedoch mit dem Zusatz „... bis die Kapelle
wieder aufgebaut ...“ sei. Das beweist, daß sie zu diesem Zeitpunkt zerstört
gewesen sein muß, was wiederum die Frage aufwirft, wann das geschah. Vielleicht
ist sie bereits im Jahre 1278 zusammen mit der Burg vom Kölner Erzbischof
Siegfried von Westerburg zerstört worden, der in alter Feindschaft zum Jülicher
Grafen diesen Feldzug unternahm. Theorien laufen dahin, daß daraufhin die Jülicher
und die Bewohner der umliegenden Dörfer einen Rachezug gegen Köln begingen und
nach dem Jülicher Sieg zum Gedenken an die zerstörte Kapelle in der
Selgersdorfer Pfarrkirche den Katharinenalter errichteten, um den sich schließlich
die Bruderschaft bildete. Andere Mutmaßungen laufen darauf hinaus, daß die
Kapelle erst im Jahre 1543 durch Kaiser Karl V. zerstört wurde, der gegen den
aufsässigen Jülicher Herzog zu Felde zog, und die Bruderschaft bereits lange
vorher durch den Herzog als bewaffnete Gruppe oder Schützenbruderschaft zum
Schutz der Burg ins Leben gerufen wurde. Endgültig wird sich die Frage nach dem
tatsächlichen Ursprung wohl nie klären lassen, weil die meisten Vereine damals
wie heute nicht an die Nachwelt und ihre Neugierde dachten und für sie keine Gründungsurkunden
hinterließen. Es ist ja nicht einmal sicher, ob es sich am Anfang um eine Schützenbruderschaft
oder eine kirchliche Bruderschaft zur Verehrung des Allerheiligsten
Altarsakraments handelte. In Niederschriften vom 15. Juni 1464 und 20. Februar
1489 spricht man nämlich nur von einer Bruderschaft der heiligen Katharina, die
auch nicht in Altenburg, sondern in der Kirche zu Selgersdorf zu Hause sein
soll. Fragen über Fragen, die teilweise im Jahre 1719 niedergelegt wurden, als
nämlich Herr Derig Schmitz Schützenkönig wurde und dieses durch eine silberne
Plakette belegte, die bis zum heutigen Tage erhalten blieb. Spätestens ab
diesem Zeitpunkt ist also bewiesen, daß es sich bei der St. Katharina
Bruderschaft um eine Vereinigung aktiver Schützen handelt. In harmonischer
Eintracht der vier Dörfer feierten sie viele zünftige Feste, wovon man noch in
alten Vereinsbüchern aus dem 19. Jahrhundert lesen kann. Erst der Anfang des
20. Jahrhunderts schien erste Differenzen zwischen den einzelnen Dörfern
aufzubringen, die schließlich im Jahre 1921 zur Abspaltung kleinerer Gruppen führte.
In Daubenrath formierte sich die St. Stephanus Schützengesellschaft, in
Altenburg die St. Hubertus Schützengilde und ein Jahr später in Krauthausen
die St. Josef Schützengesellschaft. Zu der Tatsache, daß wir Altenburger am
Anfang eine Gilde und keine Bruderschaft waren, sei zu späterem Zeitpunkt etwas
gesagt, und auch zu den Differenzen zwischen den Dörfern muß auf jeden Fall
erwähnt werden, daß diese bereits wenige Jahre später wieder niedergelegt
wurden und sich seitdem die Schützenvereine der südlichen Stadtteile
gegenseitig tatkräftig unter die Arme greifen. Aber zurück ins Jahr 1921: Das
genaue Datum der Abtrennung der Altenburger Schützen von der St. Katharina
Bruderschaft aus Selgersdorf läßt sich leider nicht mehr feststellen, da das
Vereinsbuch, in dem diese Daten festgehalten wurden, wahrscheinlich Opfer des
zweiten Weltkrieges wurde. Fest steht, daß es vor dem 16. Juni 1921 gewesen
sein muß, da von diesem Tage bereits ein Protokoll unseres Vereins besteht.
Vermutlich vollzog sich die Selbständigkeit um die Zeit des Selgersdorfer
Stiftungsfestes, welches damals noch zu Fronleichnam gefeiert wurde. Auch von
unserer Gilde zeigt sich das Problem, daß keine offizielle Gründungsurkunde
verfaßt wurde und auch die allererste Versammlung der Gründungsmitglieder
nicht protokolliert wurde oder zumindest nicht erhalten blieb. Zu diesen Gründungsmitgliedern
zählen im einzelnen die Herren Josef Muckel, Franz Hohn, Arnold Hohn, Gerhard
Schmitz, Peter Peterhoff, Heinrich Stahs, Michael Stahs, Gottfried Krauthausen,
Josef Krauthausen, Johann Frey, Wilhelm Reinartz, Peter Kappertz und Arnold
Porten. (Sollte jemand unter diesen Namen vergessen worden sein, sei hiermit
auch an ihn erinnert.) Um sie schlossen sich schnell weitere Leute (im Jahr 1921
bereits 70), vornehmlich natürlich aus Altenburg, dem Verein an und so beschloß
man, ein eigenes Stiftungsfest aufzuziehen, das sich in groben Zügen an die
vorher in Selgersdorf gehaltenen Feste anlehnte. Organisiert wurde das Ganze vom
allerersten Vorstand: dem ersten Brudermeister Josef Muckel, dem ersten
Kassenwart Franz Gasper sowie dem ersten Schriftführer Peter Hoffmann. In der
ältesten, uns erhaltenen Versammlung vom 16. Juni 1921 wurde bereits die ersten
Posten für den Umzug durchs Dorf vergeben, so daß Herr Gottfried Krauthausen,
Vater des langjährigen Brudermeisters und Kommandanten Gerhard Krauthausen, zum
Hauptmann, die Herren Bau und Reinartz zu Zugführern und ein weiterer Herr
Krauthausen zum Tambor gewählt wurden. Ferner stellte man die Statuten der St.
Hubertus Schützengilde Altenburg zusammen und beschloß, diese am nächsten Tag
dem Bürgermeister der Stadt Jülich zukommen zu lassen. Am Sonntag, dem 24.
Juli 1921 war es dann endlich soweit, daß das erste Altenburger Schützenfest
auf den Rurwiesen eröffnet wurde. Zum feierlichen Auftakt zählt dabei natürlich
ein Kirchgang in die Selgersdorfer Pfarrkirche dazu, zu dem man festlich
gekleidet ging. Offizielle Tracht der Schützen war an diesen Tagen ein
schwarzer Frack mit Zylinder, eine weiße Hose und eine Schärpe. Vorne weg ritt
auf dem grauen Pferd des Herrn Johann Krauthausen der Schriftführer Peter
Hoffmann. Am Montagmorgen kam schließlich der Höhepunkt des ganzen
Wochenendes, die Ermittlung des ersten Altenburger Schützenkönigs. Diese Ehre
blieb dem damaligen ältesten Ehrenmitglied der Gilde, Herrn Gerhard Schmitz,
vorbehalten, der dann auch den Vogel von der Stange schoß. Daraufhin wurde er
jubelnd vom Schießstand ins Festzelt geleitet, wo man dieses Ereignis kräftig
begoß. Das weitere Festprogramm, so wie es dem „Jülicher Kreisblatt“
entnommen wurde, sah im einzelnen wie folgt aus: Sonntagnachmittags um 15 Uhr
kamen befreundete Vereine, um am Festzug durch den Ort teilzunehmen. Daran schloß
sich Tanz im Festzelt und Schießen auf der Festwiese an. Abends gab es zum
Ausklang einen Ball. Montags sah das Programm ähnlich aus, nur daß statt des
normalen Schießens der Königsvogelschuß und daher auch abends der Königsball
stattfand. Für alle Jüngeren gab es auch damals schon eine Schiffschaukel und
ein Karussell, damit sie ebenfalls am Fest ihre Freude haben konnten.
Alles in allem verlief dieses erste Altenburger Schützenfest sehr harmonisch,
so daß man sagen kann, daß unsere damaligen Vereinsmitglieder und Schützenbrüder
einen festen Grundstein für eine bis heute 75-jährige Tradition legten, die
bei dem heutigen Stand auch mit Sicherheit noch viele weitere runde Geburtstage
feiern kann.
(Text: Thomas Schmidt, 1996)